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:: gedanken zum keramiktrickfilmprojekt "a star" :: gideon koval - 2001 :: empfehlung des autors ::
diese analytische arbeit beinhaltet ueberlegungen zu unterhaltungsphaenomaenen und soll nicht die situation des filmpublikums von "a star" behandeln. es wird empfohlen sich weder beim lesen dieser arbeit den filminhalt vorzustellen, noch beim erstmaligen konsum des films nach bezugspunkten zur schriftlichen arbeit zu suchen. beim zeichnen den entstehenden strich zu beobachten,
zu verfolgen, wie sich eine weiche bleistiftspitze am papier abreibt und
eine spur zieht, hatte immer schon eine derartige ich bin bei meinen arbeiten staendig auf der suche nach hinweisen auf persoenliche stilmerkmale. das auffaelligste: die ergebnisse sind meist recht weit von meinen ansaetzen entfernt. fertige projekte kann ich mir ansehen, sie unterhalten mich und erinnern mich meist an die entstehung der arbeit. das entscheidende an den meisten projekten ist fuer mich das erlebnis der umsetzung. ich versuche also, den noch nicht fertiggedachten gedanken, dessen verzweigte auswuechse welten aufbauen und einstuerzen lassen, zu vermitteln. der ton ist ein material, das sich aus einem scheinbar versteinerten stadium nahezu gedankenschnell verformen laesst und zur kontrolle dreidimensionale zwischenergebnisse als ausdruck des denkprozesses auswirft.
sobald ein spielzeug ausprobiert ist, muss sofort das naechste herhalten. ein kind wuerde aber nicht ein neues spielzeugauto (vorausgesetzt
das interesse des kindes wurde geweckt) einfach bewegen und stehen lassen
um zum naechsten ueberzugehen. die primaere eigenschaft der verschiebbarkeit
wird nicht als erkenntnis gewertet, weil das verschieben unterbewusst
passiert. schon bei der ersten beruehrung rollt das auto in eine richtung
davon, also eine gegebenheit, die erst durch den versuch des kontrollierten
verschiebens zum experiment wird. das auto muss zuerst auf seine qualitaeten
ueberprueft werden. sollten sich die tueren oeffnen lassen, muss dies
zumindest einmal ausprobiert werden. handelt es sich um ein lastauto,
ist die erforschung von belastungsgrenzen meist unumgaenglich. die bis
dahin unverdorbene materialbehandlung bringt bereits einen lernprozess
mit sich, der ein ausreichendes gefuehl fuer einen spaeteren gezielten
einsatz des materials vermittelt (beispielsweise das gefuehl fuer die
wurfeigenschaften von spielzeugautos). der gezielte einsatz der erfahrung
aus dilettantischen experimenten ergibt den professionellen charakter
von experimenten, bei denen bewusst rezeptorientierte arbeitsablaeufe
vermieden werden. die qualitaet von produkten, die der philosophie einer unverdorbenen materialbehandlung entspringen, ist eigentlich nicht nach produktspezifischen formalkriterien zu beurteilen, sondern ausschliesslich nach talent. es geht bei meinem arbeitsansatz aber nicht darum experimentelle stadien zu ergebnissen zu machen. vielmehr bietet sich dabei die moeglichkeit, materialien/medien alternativ einzusetzen und zu nutzen. experimente fuehren zu einer vielzahl von erwarteten
oder ueberraschenden ergebnissen, eines davon macht das experiment zum
gelungenen. wenn man nun die misslungenen experimentalen phasen analysiert,
ergeben sich neue ergebnisansprueche. literarische, musikalische, zwei-,
drei- oder mehrdimensionale werke werden erst durch das einhalten bestimmter
kriterien zu einer komposition. bei naeherer betrachtung einer "verhauten"
wenn charlie chaplin stolpert, ist das ein allgemeines stolpern, man lacht ueber das dargestellte missgeschick. dieses stolpern transportiert nicht das gefuehl des misslingens eines versuches, er war ja schliesslich profistolperer. es geht mir aber nicht darum, das tatsaechliche stolpern, sondern den misslungenen darstellungsversuch zu vermitteln. jede/r kennt dieses gefuehl, weil jede/r auf dem steinigen weg zur kompetenten handhabung diverser situationen opfer ihrer/seiner inkompetenz wird. genau aus diesem grund haben fehler einen so hohen unterhaltungswert. [bezug zur vermittelbarkeit von inhalten ueber wiedererkennbare elemente; siehe unten] jeder/m ist es vergoennt, fiktiven applaus fuer eine
gelungene performance vor erdachtem publikum zu empfangen. es bleibt kindern
vorbehalten, diese vorstellung voll auszukosten und aus dieser anerkennung
der eigenen darbietung kraft zu schoepfen. erwachsene stellen den anspruch
des tatsaechlichen, akustisch messbaren zuspruchs, was die gefahr der
moeglichen enttaeuschung birgt, weil das ausmass der begeisterung nicht
immer den eigenen erwartungen entspricht. das publikum setzt sich aus einer grossen menge von
"stars" zusammen, deren qualitaeten in den unterschiedlichsten
bereichen zu finden sind. was einen tatsaechlichen star aus dieser masse
hervorhebt, ist der idolcharakter dieser person. die bewunderung einer/s
einzelnen, die/der es schafft, ihr/sein kunststueck einer oeffentlichkeit
preiszugeben, und der wunsch, es ihm/ihr gleichzutun, sind der geist der
fangemeinde. je unbewusster die ursache fuer die kraft eines idols ist,
desto groesser wird das ausmass der verehrung durch die fans, desto der groesste bilder-, melodien- und geraeuschespeicher ist nicht etwa die 60 gb festplatte, sondern das eigene gehirn, das nahezu alles behaelt, was jemals bewusst oder unbewusst gespeichert wurde. je mehr bekanntes und wiedererkennbares in einem projekt stattfindet, umso reibungsloser gestaltet sich die vermittlung der projektinhalte. die einfachste moeglichkeit fuer musiker ein publikum zu erreichen ist sogenannte "covers" zu spielen. die assoziation mit einem im gehirn gespeicherten positiven oder negativen akustischen eindruck bringt den musiker dem publikum um eine gemeinsamkeit naeher (auch wenn es sich um ganz unterschiedliche erinnerungen handelt).
bei der vertonung eines trickfilms ist es sekundaer,
ob ein geraeusch durch behandlung des zu sehenden materials entsteht,
oder ob es durch mit dem material akustisch assoziierbare behandlung eines
anderen materials hervorgerufen wird. entscheidend ist seine zuordenbarkeit.
oft ergibt ein durch originalmaterialbehandlung hervorgerufenes geraeusch
keine ausreichende akustische affinitaet zum visuellen. so bleibt einem
nur die imitation der materialbehandlung mittels behandlung anderer materialien.
die schnittstelle zwischen modellieren und einzelbildaufnahme
via eingabe ueber computertastatur wurde waehrend meiner arbeit zur metapher
fuer den uebergang zwischen realem und virtuellem. was man spaeter im
film sehen kann, ist die bewegungsabfolge realer eine festplatte diente als digitales speichermedium
fuer die zur entstehung eines trickfilms erforderlichen einzelbilder.
die digitale fotographie ermoeglichte die direkte digitale weiterverarbeitung
ohne umwege ueber entwicklerlabors. der direkteste weg von der kamera
zur festplatte (um auf videobaender verzichten zu koennen) ist eine tv-karte
mit videoeingang (zum fernsehen am pc). die so erzielte live-uebertragung
am bildschirm liess das abspeichern und die permanente kontrolle der bilder
zu. der pc, die kamera und noch ein bis zwei baustellenfluter ergaben
das ganze technische equipment des temporaeren filmstudios. diese vorgehensweise unterscheidet "a star" von den meisten anderen trickfilmen. waehrend ueblicherweise ein exaktes storyboard grundvoraussetzung fuer gutes timing und optimale vermittlung der inhalte ist, zuerst die tonspur und dann die bilder geschnitten werden, wich ich in meinem projekt bereits nach den ersten 200 bildern vom ohnehin sehr grob gefassten drehbuch ab und vertonte das visuelle ergebnis im nachhinein. abschliessend wurde der film vom computer aus in die digitalkamera ueberspielt, in der nun ausnahmsweise ein videoband steckte. zweimal zum selben urlaubsort zu fahren, weil man sich dort schon auskennt, ist der drang nach professionalitaet. das naechste mal machen wirs besser. meistens wundert man sich dann, dass es nie wieder so schoen war wie beim ersten mal. das erste mal ist einfach nicht wiederholbar.
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